Das " Martyrium" des Simon von Trient

Das spätgotische, farbig gefasste Schnitzwerk befindet sich heute im Diözesanmuseum zu Trient. Unter dem linken Fuß Simons steht ein Gefäß bereit, um das Blut aufzunehmen, das er verströmen wird, wenn ihm die Hand mit dem Messer eine Seitenwunde beibringt. Die Gestalt des Buben vereinigt die Haltung des Gekreuzigten mit der des unschuldigen Christkindes. Er wurde  mit nicht mehr erhaltenen Nadeln traktiert, die an die Kreuzesnägel gemahnen. Den Griffgesten der spitz vorgereckten Hände ist die Blutgier noch anzumerken. Die Beziehung der mütterlichen Gestalt zu ihrem toten Sohn auf dem Münchner Gemälde greift das Motiv der Pietá auf. Wie in Trient wimmeln um die gemarterte Knabengestalt Kaulbachs vermummte bärtige Gestalten. Die linke Figur in Trient scheint im Blut zu rühren, das einer verbrecherischen Zeremonie dienen soll. An der Hüfte des Mannes, der die Klinge führt, baumelt der verräterische Geldbeutel, wie um den Hals des Judas Ischariot.