Die Russen

Das Fremde im Lager

Eine idyllische Gemeinde in Niederösterreich engagiert sich für einen Dokumentarfilm. Bauer, Bürgermeister und Hofrat setzen sich gleichermaßen ein für das Projekt. Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr schlüpfen in die Rolle von Kirgisen und Sibiriaken. Es geht um das Verhältnis zu den Nachbarn im Osten. Es wird über eigene Erfahrungen berichtet. In den Bildern von einem fernen, fremden Volk spiegelt sich das eigene Leben. Laiendarsteller fühlen sich ein in die Rolle von internierten Ausländern. Zeitzeugen entlarven mit ihren Erinnerungen die offizielle Propaganda. Material aus dem Kriegsarchiv und dem Kriegspressequartier des Ersten Weltkrieges wird kontrastiert mit unmittelbaren Beobachtungen. Die Kriegsberichterstattung aus der Zeit, als riesige Gefangenenlager im Erlauftal entstanden, wird mit den Beobachtungen von Schulkindern gegenübergestellt.

Menschen haben etwas gesehen, dem geschichtliche Bedeutung beigemessen wird. Sie waren selbst anwesend bei historischen Ereignissen, haben sie erlebt. Die Zeugenschaft verleiht ihnen Würde. Die Schärfe und Originalität ihrer Beobachtungen zeichnet sie aus. Das Bild, das sie sich vom Geschehen machen, beruht auf persönlicher Kenntnis, einem direkten Bezug. Sie stehen mit der Glaubwürdigkeit ihres Alters und ihrer Lebenserfahrung ein für die Wahrheit ihrer Aussagen.

Das Fremde bleibt in der Erinnerung. In das Leben von Purgstall ist es vor mehr als achtzig Jahren nachhaltig eingedrungen. Vorher war ihm nur in der Person von zahlenden Feriengästen, umherziehenden Schaustellern, fliegenden Händlern und Wanderarbeitern zu begegnen.. „ Die Russen „ erschienen zwangsläufig und ungebeten. Man stellte Vermutungen über sie an, wurde nachdenklich über das Leben des Gegenübers, entdeckte schockierende Unterschiede und verblüffende Gemeinsamkeiten. Landläufige Ansichten über das russische Volk, sein Wesen und seine Herrschaft wurden mit tagtäglichen Beobachtungen konfrontiert.

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